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Es werden Posts vom August, 2017 angezeigt.

Die Rückkehr der Göttin

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In meinem Büchlein über Aufstellungen von Märchen und Mythen* widme ich das zwölfte und letzte Kapitel dem Inanna-Mythos: Die sumerische Göttin steigt in das Reich des Todes hinab, dorthin, wo ihre dunkle Schwester Ereškigal herrscht, und kehrt nach gewisser Zeit wieder in unsere Welt zurück. Ich will hier nicht die vollständige Aufstellung und die mythologische Bedeutung von Inannas Reise schildern, sondern lediglich den Unterschied zwischen dem Ende des alten Mythos und dem letzten Teil der Aufstellung aufzeigen. Zwischen den beiden Versionen liegen fünftausend Jahre. Im Mythos kehrt die Göttin in Begleitung zweier Dämonen aus der Unterwelt zurück, die die Aufgabe haben, jemanden als Ersatz für die entkommende Seele in das Totenreich zurückzubringen. Die Gesetze der Unterwelt sind klar. Niemand – auch keine Göttin – darf entweichen, ohne dass jemand anderes den Platz einzunehmen hat. Nach ihrer Rückkehr stellt Inanna fest, dass Dumuzi, ein „einfacher Schäfer“, den sie zum Gatten

Die Kuh

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Für das Aufstellungsseminar war der Saal einfach zu groß. Eigentlich war es eine Turnhalle, die offensichtlich auch als Raum für die Bälle der örtlichen Feuerwehr diente. Es war dunkel, und an den Wänden hingen in Fetzen die Reste einer Festdekoration. Es stank nach Mäusekot und Kotze. Wir waren bei Klatovy, auf Deutsch Klattau in Südböhmen. Ich nahm meine Trommel und begann mit dem Gebet – noch bevor jemand erschien. Mir war zum Wegrennen zumute. Der Saal wurde von meiner Organisatorin Alena angemietet, über das Internet. So etwas passiert eben. Familienaufstellung in einem nicht ganz familiären Raum, mit einem Genius Loci, der in der dunkelsten Ecke stand und mir beim Trommeln düstere Blicke zuwarf. Was will ich hier? Wo komme ich überhaupt her? Will ich etwa in der Vergangenheit herumstochern? Die Toten wecken? Doch dann erschienen nach und nach die zwei Dutzend Teilnehmer und es ging los. Und ich begriff, dass wir hier richtig sind. Im Grenzgebiet, zwischen der nicht verdauten V

Der Anfang

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Es ist der siebzehnte August 2017. Und ich komme nach drei Tagen in Deutschland wieder nach Hause, nach Prag zurück. Nach Hause? Wirklich? Ist das Land, in dem ich mich in letzter Zeit immer unwohler fühle, wirklich mein Zuhause? Das Land mit gerade zwölf aufgenommenen Syrien-Flüchtlingen und gleichzeitig das Land, in welchem die Leute fast panische Angst vor Überfremdung durch den Islam haben? Das Land, das langsam aber sicher den Weg des östlichen (Ungarn, Polen usw.) Populismus geht? Oder ist Deutschland, mit all dem artigen und einwandfreien Verhalten, dem Nicht-bei-Rot-über-die-Straße-gehen, den Fahrradhelmen und Ganzkörperprotektoren mein Zuhause? Mit einer politischen Korrektheit, die an Stillstand grenzt? Mit einem Lächeln, hinter dem Wut steckt? Fragen über Fragen. Und so, irgendwo zwischen Nürnberg und Pilsen, bei (nicht korrekten) 150 km/h, beschließe ich, diesen Blog zu schreiben. Nach neun veröffentlichten Büchern, nach mehr als vier hundert Zeitungs- und Magazinartike