Die Rückkehr der Göttin

In meinem Büchlein über Aufstellungen von Märchen und Mythen* widme ich das zwölfte und letzte Kapitel dem Inanna-Mythos: Die sumerische Göttin steigt in das Reich des Todes hinab, dorthin, wo ihre dunkle Schwester Ereškigal herrscht, und kehrt nach gewisser Zeit wieder in unsere Welt zurück. Ich will hier nicht die vollständige Aufstellung und die mythologische Bedeutung von Inannas Reise schildern, sondern lediglich den Unterschied zwischen dem Ende des alten Mythos und dem letzten Teil der Aufstellung aufzeigen. Zwischen den beiden Versionen liegen fünftausend Jahre. Im Mythos kehrt die Göttin in Begleitung zweier Dämonen aus der Unterwelt zurück, die die Aufgabe haben, jemanden als Ersatz für die entkommende Seele in das Totenreich zurückzubringen. Die Gesetze der Unterwelt sind klar. Niemand – auch keine Göttin – darf entweichen, ohne dass jemand anderes den Platz einzunehmen hat. Nach ihrer Rückkehr stellt Inanna fest, dass Dumuzi, ein „einfacher Schäfer“, den sie zum Gatten ...