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Aufstellung von Märchen und Mythen

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Die mythologische Wahrnehmung Bereits seit zehn Jahren und immer kurz vor Weihnachten leite ich in Prag ein Seminar, auf das ich mich das ganze Jahr freue. Dabei stellen wir weder Familien noch verwickelte Beziehungen auf, wir behandeln keine Firmen- oder Arbeitsprobleme, sondern geben uns ganz und gar Märchen und Mythen hin – also dem Stoff unserer Kindheit, den wir als Erwachsene häufig, doch irrtümlich als „nicht so wichtig“ erachten. Abgesehen von einigen Neulingen, die das Seminar in der Hoffnung buchen, bei einer Märchenaufstellung nicht allzu viel von ihrem Inneren preisgeben zu müssen, geben sich hier erfahrene Teilnehmer ein Stelldichein; Freunde, die bereits viele der Märchen-Aufstellungen hinter sich haben. Diese sind gegenüber den Anfängern im Vorteil – vor allem, da sie die sonderbare Sprache beherrschen, die alle Aufstellungen auszeichnet. Was sich aber bei Märchen noch deutlicher als bei sonstigen Aufstellungen zeigt, nenne ich die mythologische Wahrnehmung . Es i

Tschechien, quo vadis?

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Als ich 2002 nach 27 Jahren in Deutschland wieder nach Prag „re-emigrierte“, befand sich meine ursprüngliche Heimat scheinbar auf einem soliden, sicheren Weg, sich zu einer Demokratie westlichen Stils zu entwickeln. Am Hradschin (Prager Burg) leuchtete von weitem sichtbar ein rotes Neonherz, unter dem – verborgen zwar, doch klar spürbar – der Präsident-Literat Václav Havel in seiner berühmten zu kurzen Hose umherwandelte; ein Staatsoberhaupt, um den uns die halbe Welt beneidete. In der Hauptstadt war die Begeisterung der Gründerjahre überall spürbar: man akkumulierte das Kapital, schmiedete Pläne, baute, entwickelte, (ver)handelte – und reise wie verrückt um die Welt. Zwar erhielten die nicht-reformierten Kommunisten bei der Parlamentswahl 2002 noch 18,5% der Stimmen, doch war klar, dass sie aufgrund ihrer überalterten Wählerschaft allmählich aussterben würden. Der 2003 neu gewählte Präsident Václav Klaus, ein Kandidat der Bürgerlich-Demokratischen Partei (ODS), versprach, den pro-we

Die drei Arten des Bewusstseins: Die Essenz

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In den vorherigen Teilen dieser Reihe haben wir das Bewusstsein kennengelernt, das durch die „Familienseele“ kreiert wird ( Link hier ), und weiter auch das Stammes-Bewusstsein ( Link hier ). Grob gesagt ist ersteres ich-orientiert, das letztere zielt dann auf das „wir“ – seine Hauptaufgabe liegt darin, eine feste, realitätsnahe, ressourcenorientierte Basis für die Expansion des „Stammes“ zu schaffen, ganz im Sinne von Jesus, der zu Petrus spricht: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen...“ (Mt. 16:18). Manchen erscheint diese Beschreibung der Stammesseele zu negativ, zu konfliktorientiert, doch sollten wir dabei bedenken, dass jede Art der Expansion, der Selbstbehauptung und der Erhaltung des „eigenen Spezies“ notwendigerweise mit einem Kampf verbunden ist; dies ist vollkommen natürlich und im Einklang mit dem Universum. Auf den Jahreszyklus projiziert, entspricht die Phase der Stammesseele dem

Die drei Arten des Bewusstseins: Die Stammesseele

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Den ersten Teil dieses Textes finden Sie hier. Das Stammesseele-Bewusstsein Der erste Teil handelte vom Bewusstsein, welches mit der sogenannten Familienseele zusammenhängt, also von der Kindheit. Wie ein junger Baum wächst auch der junge Mensch in die Höhe. Selbstorientiert und ich-betont versucht er, die anderen hinter sich zu lassen. Und doch ist er abhängig. Um bei dem Bild zu bleiben: er ist auf die Nährstoffe im Boden (d.h. in der Familie) angewiesen und zwar dort, wo er aufwächst. Da wir aber keine verwurzelten Bäume sondern beweglich sind, streben wir – um die Zeit der Pubertät – danach, uns aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Wir ziehen in die „weite Welt“, um uns eine andere Gruppe Verbündeter zu suchen. Wir entwickeln das Stammesseelen-Bewusstsein. Von dieser Phase erzählen viele Märchen: Der Held macht sich – üblicherweise noch mit einer schwierigen Aufgabe ausgestattet – auf die Reise, übersteht dabei diverse Gefahren, sucht und findet magische Helfer, bis er am Ende (

Die drei Arten des Bewusstseins: Das Familienbewusstsein

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Ob wir eine Zukunft haben werden, hängt nicht von Technologien ab, sondern von unserem Bewusstsein. Morgen, Mittag, Abend – und natürlich die Nacht, aber da schlafen wir, meistens jedenfalls. Oder aber Frühling, Sommer, Herbst – drei „aktive“ Viertel des Jahres, und dazu der Winter als die Zeit, in der sich die Natur zurückzieht. Osten, Süden, Westen und Norden. Ebenso wie: Kindheit, Erwachsensein, Alter und der Tod. Alle diese Teile des Ganzen bilden jeweils den „Medicin-Circle“: ein uraltes, allgemein gültiges Konzept der zirkulären Entwicklung. Von meinen Lehrern, dem Familienaufsteller Bert Hellinger und dem holländischen Schamanen Daan van Kampenhout, stammen auch die zunächst vielleicht fremd anmutenden Bezeichnungen der vier Phasen des Zyklus: Die Familienseele, die Stammesseele, die Individualseele (ich gebrauche hier lieber den Ausdruck „die essentielle Seele“) und die Große Seele. Nun fragen Sie vermutlich, was das mit der „Seele“ zu tun hat. Bert Hellinger, der Begründe

Schulden

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Der dritte Teil einer Artikelreihe über Finanzen. „Wenn du Freunde verlieren willst, leihe ihnen Geld“, heißt es. Oder auch: „Wenn du jemandem Geld gibst, rechne mit einem Messer im Rücken.“ Das zweite Sprichwort, ich gebe es zu, ist frei erfunden, beruht aber auf meinen Beobachtungen in Aufstellungen zu diesem Thema. Geld ist eine Form hochkonzentrierter Energie, und nicht jeder vermag damit umzugehen. Nur wenige sind bereit zu erkennen, was sich hinter einer Schuldenaufnahme oder hinter einem Geldgeschenk an eine außerhalb des Familiensystems stehende Person tatsächlich verbirgt. Daher möchte ich einen Blick darauf werfen, wie sich Schulden oder aber die Gläubiger-Rolle auf unser Wohlbefinden auswirken. Im Hinblick auf „Schulden“ ist Deutsch eine recht geniale Sprache – da sich die beiden Begriffe, die meiner Erfahrung nach viel miteinander gemeinsam haben, auch sprachlich kaum voneinander unterscheiden: „die Schulden“ und „die Schuld“. In den Geld-Aufstellungen sehen wir, wie

Warum „genug Geld“ nicht reicht

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In diesem zweiten der Geld-Artikel möchte ich einige der immer wiederkehrenden Zusammenhänge erläutern, die sich in den Aufstellungen der finanziellen Überzeugungen zeigen. Das Wort „genug“ ist eines dieser wundersamen Ausdrücke mit doppelter Bedeutung. „Genug Geld haben“ heißt, wir leiden nicht an Geldmangel. Dennoch klingt etwas in diesem Satz seltsam. Er besagt zwar, dass das Geld reicht - aber wofür und vor allem, wie lange? Auf der anderen Seite wird das Wort oft in einem einschränkenden Sinn verwendet: Wenn Ihnen jemand eine Tasse Tee einschenkt und Sie „ist genug““ sagen, heißt das, Sie wollen keinen Tee mehr. Noch deutlicher wird der einschränkende Charakter, wenn z.B. ein Vater sein ungezogenes Kind tadelt: „Genug jetzt!“ Wir erleben oft, dass „genug“ eben leider nicht das Gegenteil von Knappheit ist, sondern vielmehr eine Art Begrenzung darstellt, ein Limit des Ungenügend, das Ende des Not-Bereiches. Um über die Grenze des „genug“ hinausgehen zu können, benötigen wir das,

Warum Männer für Frauen zahlen

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Dies ist die Transkription einer merkwürdigen Aufstellung, die während eines Geld-Seminars stattfand. Der Artikel ist der erste Teil einer dreiteiligen Fortsetzung mit dem Thema „Geld-Aufstellungen“. Im Kreis der sitzenden Seminarteilnehmer steht in einer Ecke ein Mann. Er hat ein Problem – er fühlt sich viel zu sehr als der Ernährer: „Ich verdiene gutes Geld und ernähre auch meine Frau. Eigentlich bezahle ich alles. Das ist für mich ok, aber manchmal habe ich Zweifel, ob das Geben und Empfangen ausgeglichen ist. Und der Zweifel kann nicht weggeschoben werden, er steckt mir unter der Haut, und wenn er rauskommt, wird es mit jeder bezahlten Rechnung in einem Restaurant oder jedem gebuchten Urlaub schlimmer.“ Ihm gegenüber steht seine Frau. Sie ist wunderschön. Sie schaut den Mann an und schweigt. Neben den Mann stellen wir einen von ihm ausgewählten Vertreter für sein Geld auf. Wir nennen ihn „Geld“, obwohl er auch ein Mann ist. Er ist unruhig und will sich bewegen. Vielleicht w

Die korrekte neue Welt

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Als ich mit zweiundzwanzig aus der damaligen Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik floh, landete ich zunächst in der Schweiz. Dort konnte ich für einige Tage bei meinem ehemaligen Schulfreund Franz und seinem Vater bleiben. Was das Emigrieren betrifft, war ich damals noch blutiger Anfänger (inzwischen habe ich mehrere solcher Aktionen hinter mir), und so konnte ich mich zunächst nicht entscheiden, ob ich bei den Eidgenossen bleiben oder aber weiter in die Welt ziehen sollte. In Losdorf, einem kleinen Dorf bei Aarau, wo ich Obdach gefunden hatte, regnete es seit Tagen. Neben dem Wetter trübte auch die Nähe zum AKW Gösgen, dessen rauchende Kühltürme den Horizont zierten („ischt total harmlos, nüüt als Dampf“), meine Stimmung. Die Entscheidung fiel jedoch erst, nachdem ich einen Nachbarn durchs Fenster beobachten konnte, wie er im Regen mit einer Papierschere den Rand seines Rasens im Vorgarten zurechtschnitt. Mir ging auf, dass die Korrektheit der Schweizer doch zu viel war für

Virtueller Raum und Depression

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Vor kurzem besuchte ich meinen Patensohn und seine Frau. Beide sind um die Dreißig, sympathisch und erfolgreich, technologisch up-to-date. Ich, Jahrgang 1954, lerne also jedes Mal etwas dazu. Doch diesmal hat mich die neueste Erfindung ziemlich geschockt. An der Wand im Wohnzimmer war ein kleines, mit dem Internet verbundenes Kästchen angebracht, das bei dem entsprechenden „Keyword“ auflebte: „Computer“ (das Kästchen beginnt zu leuchten), „schalte das Fernsehen ein, Zet De Ef.“ Und schon erhellt sich die Röhre und wir bekommen die aktuelle Ladung Katastrophen geliefert. „Computer“, probiere ich es, „ich bin traurig.“ „Das tut mir leid. Darf ich dir einen Witz erzählen?“ tönt eine sympathische Frauenstimme. „Computer, lieber nicht. Aber komm doch zu mir.“ „Das kann ich leider nicht.“ „Computer, suche mir die nächste Straßenbahnverbindung zum Bahnhof heraus“. „Die nächste Straßenbahn ist die Linie Neun, sie fährt um 17:35 Uhr ab. In genau sechs Minuten.“ Falls Sie ähnliche K