Tschechien, quo vadis?

Als ich 2002 nach 27 Jahren in Deutschland wieder nach Prag „re-emigrierte“, befand sich meine ursprüngliche Heimat scheinbar auf einem soliden, sicheren Weg, sich zu einer Demokratie westlichen Stils zu entwickeln. Am Hradschin (Prager Burg) leuchtete von weitem sichtbar ein rotes Neonherz, unter dem – verborgen zwar, doch klar spürbar – der Präsident-Literat Václav Havel in seiner berühmten zu kurzen Hose umherwandelte; ein Staatsoberhaupt, um den uns die halbe Welt beneidete. In der Hauptstadt war die Begeisterung der Gründerjahre überall spürbar: man akkumulierte das Kapital, schmiedete Pläne, baute, entwickelte, (ver)handelte – und reise wie verrückt um die Welt. Zwar erhielten die nicht-reformierten Kommunisten bei der Parlamentswahl 2002 noch 18,5% der Stimmen, doch war klar, dass sie aufgrund ihrer überalterten Wählerschaft allmählich aussterben würden. Der 2003 neu gewählte Präsident Václav Klaus, ein Kandidat der Bürgerlich-Demokratischen Partei (ODS), versprach, den pro-we...